Havanna (La Habana)

Havanna war ganz sicher mal eine der schönsten oder gar die schönste Stadt der Welt. Dies aber vor der Machtübernahme der Revolutionäre, also vor 1959. Tausende und abertausende prachtvolle Bauten zieren die unzähligen Straßen und Gassen der über zwei Millionen Menschen großen Stadt. Ich hatte noch nie so viele bauliche Kunstwerke auf einem Fleck gesehen. Ich kenne nicht so viele geschichtliche Hintergründe von Kuba, aber ganz sicher lebten hier endlos viele, sehr wohlhabende Menschen. Wohl deshalb auch aus dieser Zeit die noch immer zahllosen Edelkarossen der 50er Jahre,

die durch die Straßen kreuzen und Kuba das typische Image verleihen.

Leider ist von der einstigen Wohlstandszeit nicht mehr viel übrig. Die Reichen von damals sind mit der Revolution geflohen und zurückgeblieben sind die Armen von damals und die Armut im Allgemeinen. Die Häuser sind komplett am Verfallen, ein Erdbeben wie es Haiti hatte und von Havanna kann man sagen "die versunkene Stadt", denn dann steht mit ziemlicher Sicherheit kein einziges Haus mehr. Klar, hat ja auch keiner Interesse etwas zu reparieren, was ihm nicht gehört, ist ja Volkseigentum. Dementsprechend sieht es abseits der Touristenzonen auch aus, denn da kümmert sich niemand um etwas. Die Luft ist zum Scheiben schneiden dick, da die alten aufgebrauchten Autos und Busse nur so vor sich hinrußen. Die Menschen sind sehr offen(siv), es wird alle paar Schritte eine Kontaktaufnahme gesucht, aber wer es vorab noch nicht weiß, wird es schnell kostspielig erfahren, dass es sich hierbei in den seltensten Fällen um Freundlichkeit handelt, sondern nahezu immer um ein Anbetteln um Geld oder um Angebote von Zigarren oder Sex. Betrug durch falsche Rechnungen und Preise in Tankstellen, Restaurants, Kiosken,... sind ebenso an der Tagesordnung. Jede Form des Geldmachens ist ihnen recht, aber man sollte dem zu wider handeln und dies auf keinen Fall unterstützen, jeder von denen kann auch so bequem überleben.

Viñales

Dieser Ort verzaubert durch seine schöne Lage in der Natur. Abseits vom Meer liegt Viñales etwas mehr im Landesinneren, im Westen der Insel. Viñales ist ein Dorf mit einigen tausend Einwohnern, das sehr viel Ruhe sowohl landschaftlich als auch von seinen Bewohnern her ausstrahlt. Man kann dort verhältnismäßig günstig leben und die Sonne und Landschaft in aller Ruhe genießen. Ich kann diesen verträumten Ort nur empfehlen an alle Kubareisende, es war der angenehmste Flecken auf Kuba, den ich kennen lernte.

Trinidad

Trinidad liegt an der Südküste, in der Mitte Kubas. Diese Stadt hat einen ebenfalls sehr ländlich dörflichen Charakter, was besonders durch die viele grüne Landschaft rundherum, aber auch die Bewohner mit ihrer Art geprägt wird. Die bauliche Struktur der Ortschaft weist auch auf einige ehemalige wohlhabende Bewohner hin, was Trinidad einen leicht edlen Charakter verleiht. Dennoch ist hier, wie in den anderen Orten auch, dass ganze Ortsviertel von purer Armut übersät sind. Die Baracken, in denen sie leben müssen, hatte ich nicht fotografiert, da ich die Menschen weder demütigen noch verärgern wollte. Besonders stark fiel mir hier auf, dass die Jungs ihre Mädls nicht mit in die Disko nehmen, da wohl das Geld nicht reicht, sondern einfach schön auf den Gepäckträger ihres Fahrrades* setzen und dann mit ihnen durch die Straßen und Schlaglochpisten radeln. *(Mopeds und Autos sind nur begrenzt im Land vorhanden, immer Eigentum des Staates und schwer zu bekommen)

Varadero

Diese äußerst schöne, mit weißem Sand verzierte und herrlich blauem Meer umgebene Halbinsel, von typischen Strandtouristen überpflasterte, mit hässlichen DDR-Stil-Bauwerken geschändete Traumregion konnte mich nur eine Nacht halten, bevor ich mich wieder in die Welt des üblichen, ärmlichen Kubas zurückzog. Wer diese Art von Strandtourismus liebt, dem kann ich nur empfehlen, sich in Cancun in Mexiko oder anderen Karibik-Regionen und Ländern niederzulassen. Diese sind viel günstiger, haben ein höheres Niveau und sind somit auch ihr Geld wert, während es hier absolut überteuert ist, nur der Finanzierung des Staates dient, aber absolut nicht ins Land passt.

Matanzas

Matanzas würde ich ein bisserl mit Havanna vergleichen. Die Stadt ist nicht ganz klein, hat aber im Gegensatz zur Landeshauptstadt noch Flair, Natur und ein angenehmes Ambiente. Leider bin ich hier verhältnismäßig vielen weniger freundlichen Menschen begegnet, was gegebenenfalls auch daran liegt, dass es nicht so touristenüberlaufen ist, und somit ja schon fast wieder vorteilhaft. Die Stadt ist ebenfalls mit sehr vielen, sehr edlen Bauwerken bestückt, die im Gegensatz zu Havanna noch in einem etwas besseren Zustand sind. Auch mehr Grünflächen sind hier zu finden, was Matanzas schon etwas liebenswert macht.

Kuba

Jeder hat irgendeine Vorstellung von Kuba. Vorwiegend ist diese durch irgendwelche Erzählungen und Reiseprospekte oder billigen Werbesendungen im Fernsehen geprägt. Manche verbinden Kuba aber auch mit irgendwelchen politischen Idealvorstellungen oder mit dem all zu glorreichen "Che". Tja, was aber viele von denen nicht wissen ist, dass dies alles nur ein Marketing Gag ist, sprich die pure Verschönigung oder auf gut Deutsch "Verarsche"! Die kubanische Regierung versteht anscheinend nicht viel von ihrem Handwerk, aber dennoch so viel, es gut im Ausland zu verkaufen. Zweifehlsone, Kuba ist landschaftlich sicherlich einzigartig schön - eben auf seine Weise. Auch mich hat Kuba begeistert und ich bin es noch. Man muss aber, wenn man wirklich wissen will, was läuft, seine Sichtweise etwas öffnen und auch mal hinter die Kulissen schauen.

Die Idee mit der Revolution war unter Umständen nicht ganz schlecht, womöglich gab es hierfür auch einige gute Gründe, zumal ja dieser "Revolution" schon ein Regierungsputsch vorausging. Vom glorreichen Heldentum eines Fidel oder Raul Castro oder gar des argentinischen "Che" bleibt aber nicht mehr ganz so viel übrig, wenn man sich dies mal ganz nüchtern ansieht. Übrig bleibt letzten Endes nur eine Propaganda - Maschinerie, die dies alles mit hohen Gewinnen super vermarktet, hingegen von Heldentum und Leistungsvermögen nur wenig.

Kuba ist politisch und wirtschaftlich ziemlich am Ende. Die Umwelt wird gnadenlos geschändet, das Öl und der Müll, samt sonstiger Schadstoffe, läuft ungehindert ins Meer, die Luft wird verpestet und auch sonst wird keinerlei Rücksicht genommen. Das Land lebt ausschließlich vom Tourismus. Wenige Monate ohne Touristen und Castro-Kuba ist Geschichte. Das Preisniveau für Touristen ist so hoch oder höher wie in Europa, während die Menschen auf minderstem Niveau leben. Sicher, in Kuba hat, im Gegensatz zu anderen lateinamerikanischen Ländern, fast jeder zu essen und auch fast jedem kommt ein Gesundheitsdienst (im Gegensatz zur USA) zu, aber dies zu einem äußerst hohen Preis, was den Menschen jegliche Hoffnung und Perspektive nimmt. Sie haben keinerlei Möglichkeiten, ihre Lebensumstände zu verbessern, weil es einfach nichts gibt und auch eh alles dem Staat gehört, der es morgen schon wieder nehmen kann. Ein goldener Käfig, der es keinem erlaubt, zu reisen oder das Land zu verlassen - und keine Aussicht auf Veränderung. Dementsprechend tief sitzt die Frustration und man tröstet sich mit den ggf. einzig wirklich guten Nebenwirkungen dieses Systems, dass es keine Drogen gibt, mit denen ihre Kinder abstürzen könnten, und dass sie nahezu keinen Gewalttaten ausgesetzt sind (von der häuslichen Gewalt mal abgesehen).

An den wenigen genannten Punkten sieht man, dass es viel für und wider gibt. Meiner Meinung nach bräuchte Kuba eine erneute Reformation, diese aber nur unter dem Vorbehalt, dass dieser kein einziger US-Amerikaner beiwohnt und weder während, noch im Nachhinein Einfluss nehmen kann. Die kommerziellen, antihumanen, vernichtenden und rücksichtslosen Vereinnahmungen der US-Amerikanischen Wirtschaft und Politik hat Lateinamerika bereits genug Leid zugefügt und tut dies nach wie vor. Kuba wie auch die anderen Länder hier, bräuchten eine echte und ehrliche Hilfe!

¡Libra(d) Cuba!

Abschließend noch ein Hinweis: Ich kann Kuba nur denen empfehlen, die wirklich äußerstes Interesse an der politischen oder wirtschaftlichen Situation haben oder historisches Interesse an Kuba mitbringen. Für "bloßen" Urlaub ist es viel zu teuer und in keinerlei rechtfertigendem Preis-Leistungsverhältnis. Ich fand es sehr interessant, aber wie gesagt, Urlaubern rate ich davon ab, es ist teurer als Urlaub in Europa oder sonstigen Preishochburgen!