Auch Silvester, oder wie es im Spanischen heißt – la nochevieja, hat natürlich hier eigene Bräuch. Diese sind ähnlich wie Weihnachten, dem Spanischen sehr ähnlich. Man merkt nach wie vor die spanische Kolonialzeit, auch wenn sich die US-Amerikanischen Einflüsse leider nicht vermeiden lassen. Leider!

Traditionell wird auch bei den Jungen der letzte Abend im Jahr zusammen im Kreise der Familie gefeiert. Wie das dann den Abend über abläuft, hatte ich nicht miterlebt, das weiß ich nicht so recht. Aber der Brauch hat es an sich, dass um zwölf Uhr nachts bei jedem Glockenschlag eine Weintraube gegessen wird. Somit ißt also jeder zwölf Weintrauben, diese natürlich zügig, weil die Glocke ja schnell schlägt. Um zwölf beginnt dann ebenso wie bei uns ein Feuerwerk, und da wird dann das verschossen, was in den Wochen zuvor noch nicht verböllert wurde. Das Ganze hat aber nicht die utopischen Ausmaße wie bei uns, da sitzt dann doch das Geld noch zu knapp. Bei den Jungen geht der Verlauf der Nacht dann meist mit deren Freunde und Bekannten weiter in irgendwelchen Bars oder sonstigen Örtlichkeiten.

Mein Silvester

Für mich verlief die Feier ja etwas anders, da ich Silvester nicht mit Mexikanern verbrachte. Ich traf mich mit einer Schar Ausländern, vier Australiern, zwei Holländer und einer US-Amerikanerin. Wir waren anfangs noch in der Wohnung von zweien der Australier und sind dann in einen Vorort von Guanajuato gefahren und in eine mit Gringos (US-Amerikaner) überfüllte Bar gegangen. Dort war es soweit ganz okay, eben eine Feier nach deren Muster. War aber ganz unterhaltsam. Zur späteren Stunde ging es dann wieder zurück zur Wohnung der beiden Australierinnen, wo dann zu meiner Überraschung der ganze Haufen zu Koksen anfing. Mir war das relativ egal, da ich dank meiner Eigensinnigkeit auch für solchen Blödsinn nicht anfällig bin. War für mich aber dennoch das erste Mal, dass ich beim Konsum von Kokain zugegen war. Irgendwie interessant, dennoch auch mega-erschreckend. Wie sehr der Mensch doch die Kontrolle über sich verliert mit dem Zeug und wie unterschiedlich die Auswirkungen sind. Von Aggression über Depression, Freudenausbrüche bis zum „ich stehe total neben mir“ - Ausdruck. Letzten Endes hatte keiner von denen mehr Kontrolle über sich, die waren von den Gefühlswellen nur so hin- und hergerissen und machten irgendwie sämtliche Wechselbäder durch. Eigentlich sehr bedauerlich, in welchen hilflosen Zustand und welche Verfassung sie sich da begeben.