Cervantino war noch nicht vorbei, dann ging es schon weiter in Guanajuato (Gto.). Und zwar mit dem „Día de los muertos". Tja, wann sie ihn so richtig begehen, war nicht ganz ersichtlich, denn manche haben schon am 31. Oktober angefangen, andere am 1. November. Aber so richtig war es wohl erst am 2. November.

Der „Día de los muertos" hat nur bedingt was mit Allerheiligen und Allerseelen zu tun.

{joomplu:1130 left} Denn so wie er in Mexiko begangen wird, ist das ein sehr starker Mix aus den Feiertagen. Zurück geht dieser Tag auf Ureinwohnertradition, der dann mit der Christianisierung von Juni oder Juli (das weiß ich nicht mehr so genau) auf das katholische Feiertagsdatum 1. und 2. November gelegt wurde.

Aber obwohl dies schon seit Jahrhunderten als christlicher Termin gehandelt wird, sind die originalen Bräuche stark erhalten. So bauen sie beispielsweise einen Altar in mehreren Ebenen, auf dem Lieblingsspeisen und -getränke und Gegenstände eines Verstorbenen aufgebaut werden. Dieser Altar wird speziell einem Verstorbenen der Familie gewidmet, im {joomplu:1140 right}Glauben, dass dieser zurückkommt für diesen einen Tag, und dann eben alles vorfindet, was ihm so gefiel und behagte.

Nicht allein deshalb, auch sonst wird dieser Tag so anders begangen. Am zweiten November hab ich mich dann zu dem Totengedenken auf den Friedhof begeben und war erstaunlich überrascht, was da so abgeht. Ja, abgeht - denn das hatte mit Friedhofsruhe nichts zu tun. An manchen Gräbern spielten Mariachis, an anderen wurde einfach nur lautstark geratscht, wild geknutscht, gefingert, und wieder andere waren am Essen und Trinken, da gehörte natürlich auch Bier dazu. Einer war mit seiner Zuckerwatte unterwegs und verkaufte diese und .....    und es gab sogar in der Friedhofskapelle eine Messe, die mit Lautsprecher übertragen wurde, aber nur auf einen Teil des Friedhofes, in dem es dann dadurch etwas andächtiger zu ging.

{joomplu:1130 left} Die Einstellung zum Tod ist hier eh etwas anders. So richtig lässt es sich gar nicht beschreiben. Man versteht es wohl ganz gut, wenn man die hübsche Frau sieht, die in ihren bunten Kleidern und dem eleganten Hut da steht, aber ein Skelett ist - „La Catrina" genannt. Sie ist die wohlhabende, edle Dame, die  den Tod verkörpert.

Dementsprechend offen und locker wird auch mit dem Tod umgegangen. Es ist nicht das dunkle schwarze Etwas, der Boandlgramer, wie er im Bayerischen noch so liebevoll genannt wird, sondern das bunte, lebendige Danach. Hat auch etwas, diese Sichtweise!

Leider kann ich das gar nicht so recht in Worte fassen, was ich hier so erlebe, es ist so vielseitig und vielschichtig. Und jeden Tag merke ich mehr, dass man viel mehr Hintergrundwissen braucht um es zu verstehen. Manches wird mir jetzt erst nach über einem halben Jahr klar oder klarer, was ich die ersten Monate nicht verstehen konnte - und womöglich immer noch nicht begreife.